Freitag, 21. November 2014

Assassin's Creed - Unity: Enttäuschendes Bugmoster oder gelungene Fortsetzung? (PC-Version)

Die Vorfreude war groß. Nicht nur bei mir, auch bei den Jungs. Die Eindrücke aus Videos und sämtlichen anderen Material, das veröffentlicht wurde, war hervorragend. Und dann noch das: Assassin's Creed zusammen zocken? Im Koop? Super!

Und das Ergebnis?

Arno Doriant, Held des Spiels
(Quelle: Gamestar)

Nun, nach dem Auspacken meiner Edition stellte ich mich erstmal auf eine lange Installation ein. Ganze 5 (!!!) DVDs lagen in der Packung. Nachvollziehbar bei einer 50GB-Installation. Im Nachhinein hätte ich aber lieber den Code eingegeben und den Download wagen sollen. Doch sei's drum.
Grafisch ist AC: Unity ganz groß. Doch das hat seinen Preis
(Quelle: PCGames)
Der Start des Spiels konnte wortwörtlicher gar nicht verstanden werden. Ohne die Möglichkeit, vorher Optionen zu ändern oder sonstwas für Einstellungen vorzunehmen, wird man quasi instant ins Spiel geworfen und entdeckt die Pracht von Assassin's Creed: Unity - noch nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, man will einen langsam an die neue Engine heranführen - freilich nicht, was die Hardwareanforderungen angeht, wohl aber den optischen Eindruck.
Nach der Einführung im (angemessen) finsteren (daher auch noch nicht so prachtvoll anmutenden) Mittelalter findet sich der Spieler wenig später im Paris der 1770er wieder. und spätestens jetzt ist man in der neuen Grafikgeneration angekommen.
Die allerdings nicht ganz die Erwartungen und Versprechungen erfüllt. Doch das Spiel sieht dennoch großartig aus - jedenfalls für denjenigen, der das Spiel ruckelfrei auf mehr als niedrigsten Details spielen kann. Denn (programmier-)technisch ist die Engine eine Katastrophe. Zwar hielten sich meine Performanceprobleme in Grenzen und besserten sich merklich nach Patches. Doch auf den durchaus auch potenten und eigentlich ausreichenden Rechnern meiner Koop-Partner geht es nicht ohne Ruckeln. Ein Unding!
Und auch einer der Gründe, aus dem das (durchaus spaßige) Koop-Spiel bisher kaum begeistern kann. Denn durch das schleppende Spiel am einen Rechner treten nicht selten Synchronisationsprobleme bei beiden Spielern auf. Meine Erfahrung: Gemeinsam in unmittelbarer Nähe kämpfen: Nicht schön! Und das obwohl die ganze Angelegenheit eigentlich prima gedacht ist. So kann ich auf Einladung direkt in kochjunkies Paris springen und mit ihm auch außerhalb von Missionen durch die Stadt tingeln. Ein weiteres Problem ist die völlig unfähige Uplay-Plattform, die zum Zocken von Unity notwendig ist. Was eigentlich dafür sorgen sollte, dass gemeinsames Spielen problemlos funktioniert sorgt durch ständige Verbindungsabbrüche und ungenaue Synchronisation für höchstens die Hälfte des möglichen Koop-Spielspaßes. Immerhin: Die bisherigen Patches greifen stückchenweise und weitere werden hier sicher noch viel bewegen.
Das ist allerdings auch notwendig.
Denn um alle Facetten des Spiels nutzen zu können ist man auf weitere Ubisoft-Anwendungen angewiesen, welche ebenfalls schlecht bis gar nicht mit dem Spiel kommunizieren: Die Companion-App und das webbasierte AC: Initiates. Denn über die kann man weitere (nicht nur) kosmetische Dinge in Unity freispielen. Diese Dienste sind zwar kostenlos und machen auch gewissen Spaß, doch der Zwang, diese zu nutzen, obwohl man ein komplettes Spiele erworben hat, stößt vielen unangenehm auf. Zumal es auch hier heißt: Alles synchronisiert sich mit dem eigenen Uplay-Account. Und das scheint sogar intern lächerlich schlecht zu funktionieren. Über die App freigespielte Truhen kann ich im Spiel zum Teil nicht einlösen, weil Anwendung A nicht weiß, dass Anwendung B dasunddas gemacht hat. Wie beim Wassereimerweiterreichen zum Feuerlöschen und der Typ in der Mitte renkt sich wegen einem Glitch den Arm aus, der dann plötzlich in der Brust steckt - und denn Mann nach vorn kippen lässt. Haus brennt ab. Grässlich! Und hoffentlich behoben, bevor ich mich für ne Weile satt gespielt habe.

Apropos Truhen: Alter! Die Map von Unity ist riesig! Wirklich! Und dazu noch so ungemein vollgestopft mit Nebenmissionen und hunderten Collectables, dass einen schwindelig wird. Und das meine ich durchaus nicht im positiven Sinn. Diese unglaubliche Flut an Dingen zum sammeln, öffnen und töten mutet an wie ein künstlich ausgebauter Lückenfüller. Natürlich kann ich mich 80 Stunden damit beschäftigen, jede Truhe öffnen zu wollen und das Spiel daher als wahnsinnig umfangreich anzupreisen. Doch das ist nicht Sinn der Sache. Und Programmier- oder Designarbeit steckt keine dahinter.

Doch abseits dessen - und das sei an dieser Stelle klargestellt - gibt es dennoch nicht wenig zu entdecken und zu erfahren. Es gibt neben der Hauptstory sehr viele weitere "Pariser Geschichten", Nebenmissionen, die teilweise in mehrere Missionen aufgeteilt ihre eigene kleine Geschichte erzählen. Spitze! Auch die Idee mit den "mysteriösen Mordfällen" gefällt mir sehr gut. Wir kommen an einen Tatort und nutzen unsere Assassinenfähigkeiten, um Hinweise zu finden, sprechen mit Menschen und erleben wiederum kleine Geschichten.
So was sind Inhalte, die ich sehen will!

Frisch von der Maniküre: Arnos Geliebte Elise
(Quelle: Ubisoft)
Die Hauptkampagne selbst ist - wie gewohnt - grundsolide und angemessen packend erzählt, nutzt die französische Revolution aber weitestgehend als historischen Hintergrund und für meine Begriffe ein bisschen zu selten als Bestandteil der erzählten Geschichte. Kritisch ist das aber nicht zu werten.
Ein bisschen mehr als in den bisherigen Teilen verwischt diesmal aber die Schwarz-Weiß-Malerei der lieben, netten Assassinenfreunde von Nebenan und widerlich bösen Templerkötern zu einem Grau, welches in AC: Rogue (Ab Frühjahr für PC) sicher noch grauer wird. Das hat mir allerdings in AC3 sogar noch ein wenig besser gefallen. Hier bin ich auf die zukünftige Entwicklung gespannt.

Das trifft auch auf's Gameplay an sich zu. Während ich beim teilweise veränderten Klettersystem konstatiere: "Ja, ist okay. Hätte man auch wie vorher lassen können" (zumal die urgeigenen Kinderkrankheiten immernoch da sind), stellt das Kampfsystem eine vermeintlich größere Änderung dar, das auf einer Art Schwierigkeitsstufen basiert. Je weiter ich im Spiel vorankomme, desto mehr Stadtteile besuche ich und jeder hat einen eigenen Schwierigkeitsgrad mit entsprechenden Gegnern. Die Ausrüstung spielt also wieder eine Rolle. Und der Kampf selber? Die Konter wurden deutlich entmachtet, das Timing wesentlich wichtiger und die Anzahl verschiedener Gegnertypen erhöht. Es gibt jetzt mehr als drei. All das ist aber auch nicht wahnsinnig neu sondern spielt sich im Prinzip wie in AC2. Das ist jedenfalls mein subjektiver Eindruck. Hat man den Dreh raus, ist man auch in Unity eine absolute Nahkampfwucht. Der Schwierigkeitsgrad in den Kämpfen wird allenfalls über die Anzahl der Gegner angehoben - und über die simple Wegnahme von Fähigkeiten. Lustig zum Beispiel: Die Ankündigung, dass man jetzt wesentlich anfälliger für Schüsse ist, fußt eigentlich nur darauf, dass man keine "menschlichen Schilde" mehr nutzen kann. Drei Leute ziehen gleichzeitig ne Knarre? Undenkbar! Aber als Mitglied der Assassinen wollen wir uns natürlich auch ein wenig mächtig fühlen. So gesehen finde ich das Kampfsystem gut und ausgewogen.

Heute lieber etwas wärmer anziehen. Doch mit
welchen Werten?
(Quelle: playstationlifestyle.net)
Abgesehen davon geht Assassin's Creed: Unity einen angenehmen Schritt in Richtung Individualisierung. Und das nicht nur optisch. Man sollte sich schon überlegen, welches Teil man zu was trägt. Leider sind auch hier für die komplette Auswahl und Vervollständigung der Sets Apps und die Teilnahme an Club-Wettstreits notwendig. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Letzteres im Moment nicht mal verfügbar ist, ist es für mich persönlich ein Unart, in einem Singleplayerspiel auf dieses Onlinefeature angewiesen zu sein, um meine Wunschausrüstung zusammenzustellen.

Insgesamt ist Unity trotz der Startschwierigkeiten und einzelner Schwächen ein tolles Spiel, das wohl jeder ein bisschen anderes empfindet - je nachdem, worauf er Wert legt. Wer allerdings große spielerische Neuerungen erwartet und dann nach dem Kauf enttäuscht ist, darf sich gern einen Zettel mit "Trottel" auf die Stirn kleben. Es ist immer noch Assassin's Creed. Wer darauf keine Lust mehr hat, sollte sich vielleicht den 487sten CoD-Teil kaufen ;)

Euer hinsterbender

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