Mittwoch, 10. September 2014

FIFA 15: Vollpreis-Update? Eindrücke aus der Demo

Nach dem leicht holprigen Einstieg aufgrund des ständigen Abbrechens des Downloads auf Origin, war die FIFA 15-Demo endlich auf meinem Rechner und die ersten Eindrücke warteten darauf, auf mich einzuprasseln.

Seit 09.09.2014 für alle microsoftbetriebenen Geräte erhältlich:
Die Demo von FIFA 15

Wie es sich für eine Demo-Version gehört, handelt es sich natürlich um eine enorm abgespeckte Variante des Hauptspiels, die natürlich nur dazu dient, potentielle Käufer mit dem Programm anzufixen. „Du willst mehr davon? Dann her mit der Knete und du bekommst mehr.“

Bei mir war das nicht notwendig, hatte ich die neue Version doch bereits vorbestellt. Allerdings nicht, weil ich mir ein FIFA 14 mit besseren Torhütern sehnlichst wünsche – da find‘ ich sogar die RTL-Fußballübertragungen angenehmer. Der Grund dafür war jener, mit meinem Lieblingsverein zu spielen, der dieses Jahr erstmals im Spiel enthalten sein wird. Aber dafür (je nach Anbieter und Version) 40,00 € bis 70,00 € zu berappen ist sinnvoll? Naja, zumindest nicht weniger als für einen Patch. Die gängige EA-Sports-Praxis funktioniert leider und wird es auch in diesem Jahr. Doch ist FIFA 15 wirklich nur ein FIFA 14-Patch?

Für die Xbox One und die PS4 wahrscheinlich schon, da hier bereits FIFA 14 mit der neuen Engine ausgestattet wurde. Ich beschränke mich aber ausschließlich über die PC-Version. Und hier hat mich die Ausgabe vom letzten Jahr enorm enttäuscht. Doch bevor ich mich wieder in Wut- und Tränenausbrüchen vergesse: Kommen wir zur Demo!

Nach der obligatorischen Sprachauswahl (bei der ich mich wieder frage, wie notwendig das ist, wenn man es schon im Einstellungslauncher festlegte, mich dann aber daran erinnere, dass es ja eine Konsolenportierung ist und ) geht’s direkt und ohne jede Umschweife ins Spiel: Liverpool gegen Manchester City!

Und hier der erste Schock: Geruckel. Framerateeinbrüche beim Überblenden des Logos, leichtere beim Einmarsch der Mannschaften und komplette Stabilisierung nach einigen Sekunden. Das war dann doch unerwartet. Klar: neue Engine, höhere Anforderungen, sieht ja auch schick aus und so. Trotzdem: ein handelsüblicher Durchschnittsrechner schlägt eine PS4/Xbox One locker. Wodurch sich zum einen die Frage ergibt, wie das sein kann, zum anderen aber auch die Hoffnung weckt, dass es sich einfach um Portierungsprobleme handelt, die in der finalen Version nicht mehr vorhanden sind. Vielleicht liegt‘s aber auch nur an meiner speziellen Rechnerkonfiguration.

Darf natürlich nicht fehlen: irgendein Argentinier
An sich ist die Präsentation des Matches sehr gelungen. Die englischen Kommentatoren lesen sogar teilweise die Aufstellung der Teams vor – selbstredend nicht die komplette aber – im Stile von „Weidenfeller beginnt heute im Tor, Subotic und Hummels in der Innenverteidigung. Ciro Immobile bildet die einzige Sturmspitze.“ Das ist klasse und sorgt für eine Menge Atmosphäre. Allerdings sind diese vorgescriptete Ansagen, die nicht bei jeder Mannschaft und erst recht nicht bei jeder Aufstellung gemacht werden. Bereits zu Beginn des Karrieremodus' wird man sich also davon verabschieden dürfen. Ob die deutschen Kommentatoren, die leider nicht ausgewechselt wurden, das überhaupt schaffen, bleibt abzuwarten. Vielleicht beschert und EA Sports aber dieses Jahr endlich wieder die Möglichkeit, die Kommentar-Sprache separat einzustellen.

Das Spiel selbst gestaltet sich angenehm und macht Spaß. Tempodribblings und schnelle Richtungswechsel lassen Gegner ins Leere laufen, man muss sich also nicht mehr die Finger verknoten oder Tricks auswendig lernen, um mal einen Gegenspieler aussteigen zu lassen. Falls er doch mal rankommt, erlebt der Spieler ein viel angenehmeres und realistischeres Zweikampfverhalten als im Vorgänger. Marco Reus springt auch mal von sich aus über die zu spät kommenden Beine des Grätschenden und bleibt am Ball. Selbst das Ziehen am Trikot ist jetzt erkennbar (auch wenn es eigentlich eher wie ein Glitch aussieht, aber man weiß, was gemeint ist) und lässt das ganze Geschehen körperlicher, intensiver wirken.

Und die Torhüter? Das wohl am intensivsten angekündigte Feature ist: Insgesamt gelungen.
Tatsächlich ist zwar so ziemlich jeder Keeper, gegen den ich in der Demo gespielt habe, mit unfassbaren Reflexen ausgestattet und bringt Traumparaden am Fließband auf den Rasen ohne eine wahrnehmbare Reaktionszeit zu haben. Doch in anderen Situationen laufe ich allein auf den Keeper zu, lass ihn aussteigen oder tunnel‘ ihn, so wie es jeder Stürmer machen würde, und drehe zum Jubel ab. Die Torleute sind unberechenbarer geworden. Mal fischt er einen unmöglichen Ball noch raus, weil er die richtige Ecke errät, manchmal verspekuliert er sich aber und die Kugel schlägt ein. Das macht Spaß und man fühlt sich tatsächlich wie in einer TV-Übertragung.

Die Keeper haben einige Neuerungen
zu bieten - die größtenteils Spaß machen
Um dieses Gefühl weiter zu unterstützen, wurde eine Menge getan. Besonders die regemäßigen Nahaufnahmen, wie sich beispielsweise der Spieler bei Führung in der Neunzigsten ganz gemütlich den Ball zu Ecke legt, vermitteln diesen Eindruck gut. Dabei sind das keine reingescripteten Filmchen, sondern das alles scheint sich tatsächlich abzuspielen, an genau der Stelle, an der es eben stattfand. Damit hat EA Sports nun auch in dieser Hinsicht PES 6 eingeholt.

Ebenfalls hat man es geschafft, den Zuschauern endlich etwas Individualität zu geben. Pappfiguren gehören der Vergangenheit an. Und auch die Soundkulisse macht einiges her – leider ist diese Verbesserung nur für die englische Premier League vorgenommen worden, der Rest der Welt muss größtenteils mit den bisherigen Fangesängen leben. Was allerdings immer noch gut ist. Dafür knallt’s in England so richtig. Absolute Stimmung im komplett nachgebauten Stadion. Wahnsinn! Käme sowas in Form eines kostenpflichtigen DLC für die Bundesliga: würd‘ ich zuschlagen.

Briten dürften dieses Jahr besonders viel Spaß haben
Weniger sinnvoll finde ich den tollen Rasen. Einen unnötigeren Ressourcenfresser habe ich seit der Tiefenunschärfe in Gothic 3 nicht gesehen. Während des normalen Spielablaufes hat man sowieso gar nichts davon und in den Einspielungen sieht der Rasen realistischer aus, als in der Realität. Völlig unnötig! Abgesehen davon, dass ein Flachpass über mehr als zwei Meter bei so hohem Gras kaum möglich wäre. Besonders witziges Feature: Spielt man bei Schnee, liegt nicht etwa Schnee auf dem Feld, sondern werden die Grashalme in einigen Arealen weiß eingefärbt - lächerlich. Da man in der Demo übrigens den Ball nicht wechseln kann, spielt man hier quasi blind, da der Ball kaum vom Platz zu unterscheiden ist.

Hiervon abgesehen macht das Spiel einen hervorragenden Eindruck und ist weit davon entfernt, einfach nur ein Update zu FIFA 14 zu sein. Grafik, Autenthizität, das Gefühl, Fußball zu spielen - all das macht einen ordentlichen Satz nach vorn und ist wirklich eine Weiterentwicklung. Wenn die technischen Probleme bis zum 25.09. abgestellt sind, erwartet PC-Zocker dieses Jahr tatsächlich mal wieder ein Fußballfest statt einem Glas schalem Bier von letzter Nacht. Ich persönlich freue mich dieses Jahr wieder richtig auf FIFA und kann’s kaum erwarten, mit meinem Club in die Saison zu starten. Bis dahin wird sicher noch das eine oder andere Demo-Match gezockt!

Eurer hinsterbender ;)